Donnerstag, 16. August 2007

Dicke Finger

finger

Ich liebe dicke Finger! Ganz besonders liebe ich dicke Zeigefinger. Das sind die, die immer auf die anderen zeigen und ganz weit weg von sich selbst. Vermeintlich. Besonders beliebt sind diese dicken Zeigefinger bei den Leuten, die es ganz dringend nötig haben ständig darauf hinzuweisen, was andere Böses tun. Allerdings nicht, um die Menschheit vor diesen bösen Individuen zu warnen oder gar zu befreien - nein! Es ist viel simpler: um ganz genau darauf hinzuweisen, das man selbst nichts Böses tut.
Andere schreiben Müll und Mist in ihren Blogs? Der Zeigefinger zeigt und verlinkt und spricht: "Aber ich nicht!". Es gibt Blogs, die den Zeigefinger nicht mögen? Der Zeigefinger zeigt und verlinkt und spricht: "Böse! Böse! Böse!" Sobald es irgendwo ein Trittbrett gibt, auf das gesprungen wird, spricht, verlinkt und zeigt auch hier der Zeigefinger: "Herdentiere!". Hat jemand eine gute Idee, zeigt, spricht und verlinkt auch hier der Zeigefinger: "Kann ich besser! Mach ich auch! Aber die Idee hatte ich früher! Alles Nachmacher!"

Der Zeigefinger ist immer sehr beschäftigt und mächtig im Stress. Schliesslich muss er überall und immer herumgucken, ob Widrigkeiten getrieben oder geschrieben werden, damit er darauf -und damit auf sich selbst- aufmerksam machen kann. Der Zeigefinger ist nämlich im Dienste des Herrn unterwegs, und zwar seines eigenen Herrn. Natürlich petzt der Zeigefinger nicht direkt, sondern umschreibt die Dumm- und Boshaftigkeiten der anderen mit Sätzen die mit "Ich" anfangen. Damit auch jedem einigermassen denkendem Menschen sofort und unmissverständlich klar ist, was der Zeigefinger für ein heilig's Blechle von sich gibt. Denn je mehr das Fingerchen auf die anderen zeigt, umso mehr entblösst es sich selbst. Er merkt es nur nicht.

Es will ja im Grunde nur das, was alle kleinen Finger wollen: Aufmerksamkeit, Liebe, Anerkennung und ab und an mal Geschlechtsverkehr. Deshalb umgibt sich der Finger am liebsten mit anderen Fingerchen, die ebenfalls unpointiert durch das Internet irren in der Hoffnung, das man ihre Unzulänglichkeiten nicht sofort bemerkt. Deshalb wird geflirtet, gelästert, getrunken, geneckt, gevögelt, gelächelt, was das Zeug hält um ja nie auf den Punkt zu kommen, um den es eigentlich geht: Alle sind blöd, nur man selbst ist toll! Schliesslich hält man ja selbst alle Fäden in der Hand, hält Hof, lässt die Puppen tanzen und gibt sich ganz geheimnisvoll-verfügbar. Es gibt bestimmt einen lateinischen Namen für das Krankheitsbild "Brett vor dem Kopf".

Der mitfingernde Hofstaat darf auch ruhig blöd sein, er muss nur passend applaudieren. Allerdings darf er nicht merken, dass man ihn auslacht - aber wie sollte er auch? Und den harten Fingerkern behält man auch nur so lange, wie er mittanzt und auch immer den neuen Nagellack bemerkt. Sonst fällt er sofort in Ungnade, wird verbannt und erst dann wieder gnädig aufgenommen, wenn er sich in den Staub wirft.

Aber eine Sache ist bei den Zeigefingern schon bedenklich beneidenswert: jeder Klick ist ein potentieller Fick! Eklig? Stimmt. Aber ich zeige nicht mit dem Finger darauf! Ich nicht!

Donnerstag, 9. August 2007

Kofferhoffer

walter

Endlich ist es soweit! Walter hat ein Blind Date! Die Dame hat er sich aus dem Internet herausgefischt. Das war auch nicht ganz einfach, denn die Dame biss auf keinen Köder an, den Walter ausgeworfen hatte. Sein schönes großes Haus, sein schönes großes Auto, seine schönen grossen Interessen, sein schönes grosses Aussehen (selbstverständlich hatte er ihr Fotos von sich geschickt), seine schöne grosse Arbeitsstelle, nichts, rein gar nichts imponierte ihr. Eine harte Nuss!
Walter war sich aber sicher, daß diese Frau genau das ist, was er haben wollte. Walter war sich auch sicher, daß er genau das ist, was die Frau haben will. Allerdings wusste sie das nicht, also musste Walter ihr auf die Sprünge helfen.

Walter entwickelte also eine Strategie: er schrieb sie einfach immer regelmässig, lieb und freundlich an. Er fragte auch nicht nach einer Verabredung, denn es sollte sich „von ganz alleine ergeben“, so dass die Auserkorene gar nicht erst auf die Idee kommen könnte, sie wäre manipuliert worden.

Nach drei Monaten war es endlich soweit: Frau Internet hatte Zu- und Vertrauen gefasst, hatte sogar ihre Telefonnummer herausgegeben und sie hatten schon einige schöne, wenn auch kurze, Telefonate. Trotzdem war sie immer noch nicht bereit, sich mit ihm zu treffen, jedenfalls gab es nicht die geringsten Anzeichen, dass sie daran interessiert wäre.
Walter schmeichelte, Walter war freundlich, Walter war witzig, Walter übertraf sich selbst! Er interessierte sich für ihre Exmänner, ihre Exkinder, ihre Exmeerschweinchen, für ihre Schuhgrösse, ihre Witze und ihre Freundinnen. Er lachte, erteilte Ratschläge, hörte zu – Walter war perfekt!

Allerdings verlor Walter langsam die Geduld. Alles, was er bereits an Zeit und Phantasien in diese Frau hineingesteckt hatte, musste doch langsam mal belohnt werden! Er ging also in die Offensive: wenn die Frau sich partout nicht freiwillig mit ihm treffen wollte, musste es also unfreiwillig sein. Aber sie durfte es nicht bemerken, sonst würde er sie ja evtl. verscheuchen.

Walter nahm sich zwei Tage mitten in der Woche frei und erzählte der Frau, er wäre ganz, ganz zufällig in der Nähe ihrer Stadt, weil er dort eine Schafzucht besichtigen wollte, die er zu erwerben gedachte. Man könnte sich ja eventuell ganz unverbindlich auf einen Kaffee treffen? Schliesslich würde man sich ja schon eine Weile kennen und –hahaha!- er wäre ja kein Triebtäter. Einfach mal kurz „Hallo!“ sagen und sich mal persönlich sehen, dagegen wäre doch nichts einzuwenden? Frau Internet sagte zu! Ha! Angebissen!

Walter rieb sich vor Freude die Hände. Das hatte ja prima geklappt! Sie hatte nichts gemerkt! Jetzt war sie fällig, der Rest nur noch ein Kinderspiel! Und seine Investitionen würde er schon wieder herauswirtschaften, da war er sich ganz sicher. Schliesslich ist nichts auf der Welt umsonst, nicht wahr? Alle müssen bezahlen, früher oder später. Das ist nur gerecht.

Walter nahm den Koffer, den er noch vom letzten Blind Date unbeachtet im Flur stehen hatte und kontrollierte, ob alles dabei war, was er brauchte. Die Tasche war natürlich noch vollständig: Sexspielzeug, Babybilder seiner Katzen, Erwachsenenfilmchen, erotische Männerwäsche, ein paar Turnschuhe, Haargel und ein angebissener Schokoriegel.

Walter konnte sich nun beruhigt auf den Weg machen. Für die nächsten paar Wochen, da war er sich sicher, hatte er wieder genug Ablenkung von sich selbst. Er ist ja nicht blöd.

Dienstag, 7. August 2007

Ich muss ganz dringend heiraten!

Das scheint nämlich die ultimativste Möglichkeit zu sein, heimlich und regelmässig Sex mit wechselnden Partnern zu haben, ohne sich Gedanken über Moral und Anstand machen zu müssen.
Merke: Alleinstehende, die poppend durch die Republik reisen sind verzweifelt und triebgesteuert. Eheleute, die das Gleiche machen, suchen lediglich ein Ventil für ihre unglückliche oder langweilige Beziehung. An diesem Zustand sind sie natürlich nicht selbst schuld und im Grunde tun sie auch nichts Böses, weil sie ihrem Partner ja "nichts wegnehmen". Schon klar, schliesslich hat das Eheglöbnis keinen Wert. Eine klasse Belohnung für den Betrogenen ist das: die Lügen werden dadurch relativiert und geweisselt, daß der Betrügende beim Ehepartner bleibt. Der wird sich aber freuen, wenn er jemals herausfindet, was für ein Opfer für ihn gebracht wurde!

Samstag, 4. August 2007

Armes Würstchen!

huehnerherz

Da sitzt es nun, das Würstchen und ist sich immer noch nicht im Klaren darüber, was nun wirklich und tatsächlich passiert ist. Es wollte ja eigentlich nur mal wieder spielen und eigentlich wollte es auch nur mal wieder eine Reaktion provozieren, die es für angemessen gehalten hat. Schliesslich muss das Würstchen ja ab und an mal zeigen, wer den Darm anhat!

Blöd nur, daß das Würstchen diesmal die Rechnung ohne den Senf gemacht hat. Der Senf hatte nicht die geringste Lust, schon wieder sein Glas zu verlassen, nur um sich das angetrocknete Würstchen nörgelnd hineinstippen zu lassen. Der Senf hat flug sein Glas fest verschlossen und verweigert seitdem konsequent jegliche Würzung des Würstchens.

Das Würstchen war anfangs nur ein kleines bisschen verunsichert. Dann hat es sich überlegt, daß es ja eigentlich nichts falsch gemacht hat. Nichts falsch gemacht haben kann! Schliesslich sprach aus seiner Sicht alles dafür, daß der Senf sich total schlampenhaft verhalten hat und sich auch für andere Würstchen auf den Teller gelegt hat. Das hat ihm, ganz im Vertrauen, eine Dose Hühnerherzen angedeutet. Und wenn die Dose das andeutet, dann wird das auch stimmen, denn würde es nicht stimmen, hätte das Würstchen keinerlei Beleidigtseinberechtigung. Damit wäre das Würstchen im Unrecht und das hätte den Würstchendarm ganz schnell mürbe und unansehlich gemacht. Aus diesem Grund muss das Würstchen sich auf für nichts entschuldigen. Denn ein Unschuldiger hat nichts zu bereuen!

Das Würstchen ist jetzt zufrieden. Es ist an nichts schuld, es hat nichts getan. Rein gar nichts! Es war auch nie eifersüchtig, sondern besorgt. Es hat auch nie schlimme Dinge unterstellt, sondern lediglich sachlich hinterfragt, wenn es einen Grund dazu sah. Oder auch zwei Gründe. Oder auch drei. Oder auch vier! Da war es dem Würstchen auch ganz egal, ob es tatsächlich einen Grund gab. Wichtig war nur, daß es einen sah!

Ab und an mal klopft das Würstchen an das Senfglas. Es kann nicht glauben, daß der Senf so gar nicht einsehen möchte, daß er im Unrecht ist und das Würstchen im Recht. Das kann das Würstchen natürlich nicht einfach so stehen lassen, denn das Würstchen ist auch ein reaktives. Es hat noch nicht herausgefunden, wie es sein Därmchen selbst in Gang setzen kann. Bislang hat es ihn ja immer mit den Ausscheidungen anderer Würstchen in Bewegung gehalten. Die anderen Würstchen haben das auch immer, bis zu einer gewissen Grenze, gerne und freiwillig gemacht und auch mitgespielt. Nur der böse Senf nicht. Und der böse Senf hat sich auch durch nichts davon überzeugen lassen, daß sein Glas immer für das Würstchen offen zu stehen hat. Denn Wurst und Senf gehören einfach zusammen!

Aber das Würstchen hat ja immer noch die Dose Hühnerherzen und ihre ganzen anderen Dosenfreunde. In dieser Gesellschaft fühlt sich das Würstchen auch wirklich wohl! Es muss sich auch nicht mehr anstrengen, irgendwelchen Kot oral in sich aufzunehmen. Dieses Mal kann es einfach einen Strohhalm nehmen und unauffällig aus dem grossen Sangriaeimer mitsaugen

2 echt dufte mädels:

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